Sep
7
2016

Helga Hahnemann: Großes Herz mit Berliner Schnauze

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Egal, ob sie laut singend Schwung in jede Show brachte, ob sie mit ihren Sketchen und trefflich gesetzten Pointen Lachstürme hervorrief, ob sie sich leicht wie eine Feder ins Ballett einreihte und mit Spagat glänzte oder mit leisen Tönen die Herzen anrührte – ihre Auftritte begeisterten immer Jung und Alt, sie wurden legendär.

Text: Martina Körbler

Sechs Mal moderierte sie „Ein Kessel Buntes“. Unvergessen sind ihre Glanznummern als Traudel Schulze in ihrer eigenen Sendung „Helgas Topp Musike“ oder ihre Rolle als Sportanimateurin Ilse Gürtelschnalle. Bewegend auch ihr allerletzter TV-Auftritt am 3.10.1991 mit ihrem aktuellen Song „Mach Dir mal keen Kopp“.

Perfektion mit Leichtigkeit

Einmalig war sie, weil sie sich alles zutraute und ausprobierte. Mit ihrem unerschütterlichen Berliner Mutterwitz, gesunden Instinkt und einer soliden Schauspielausbildung gepaart mit Kabaretterfahrung wurde sie zu der exzellenten deutschen Entertainerin, die neidlos und liebevoll „Big Helga“ genannt wurde.
Mit ihrem Ehrgeiz, der unter ihren Partnern und Kollegen sprichwörtlich war, verschaffte sich „die Hahnemann“ Annerkennung, Respekt und riss Schauspieler wie Alfred Müller, Stars wie Karel Gott, Inka (Bause), Roberto Blanco oder die Puhdys, bis hin zu den Komikern Rolf Herricht oder Heinz Rennhack alle mit. Sie probierte, bis alles wie zufällig wirkte. Sie lernte steppen und artistische Einlagen bis zur Perfektion, präsentierte sie mit scheinbar müheloser Leichtigkeit und schien die Schwerkraftgesetze weiblicher Vollschlankheit außer Kraft zu setzen.

Helga Hahnemann liveFür ihre Ehrlichkeit wurde Helga Hahnemann von Fans aus Ost und West geliebt. Mit ihren heiter- ironischen Plädoyers für die „Dicken“, „Beschwipsten“, unglücklichen Frauen und „kleene Menschenkinder“ sprach sie den normalen Leuten aus der Seele. Ein großes Herz hatte die „Henne“ auch für engste Freunde und Mitstreiter. Für Sorgen oder Kummer bot sie immer ihre Schultern zum Anlehnen.

Große Ehrungen für eine große Entertainerin

Gerade als sie dabei war, ganz Deutschland zu erobern, musste sie mit nur 54 Jahren gehen. Am. 20. November 1991 starb Helga Hahnemann an Lungenkrebs. Mit einer berührenden Gala wurde sie von ihren Künstlerkollegen geehrt. In der Nähe des Friedrichstadt-Palastes, wo sie ihre größten Triumphe feierte, ist eine Straße nach ihr benannt. Im September 2010 wurde ihr auf dem Boulevard der Stars am Potsdamer Platz in Berlin ein Stern gewidmet. Und seit 1995 wird der nach ihrem Spitznamen benannte Publikumspreis, die „Goldene Henne“, an Schauspieler, Musiker, Entertainer, Sportler und Politiker vergeben.

Michael Gorbatschow wollte nach seiner Ehrung mit der „Goldenen Henne“ genau wissen, wer Helga Hahnemann war: „Und dann habe ich herausgefunden, dass dieser Preis der Name einer phantastischen Frau ist – einer Frau, die schon alle Deutschen geliebt haben, im geteilten Europa und im noch geteilten Deutschland, im Osten und im Westen. Das war eine Frau, die die Nation sogar vereint hat. Sie hatte viele Probleme mit ihrem Humor, mit ihrer Satire. Sie hat den Geist dieser Menschen verstanden.“

Zum Todestag am 20.11.2016 erscheinen mit der DVD „So eine wie die Henne gibt’s nicht mehr“ die spektakulärsten und beliebtesten Showeinlagen von Helga Hahnemann vereint, die deutlich machen, wie einmalig, ehrgeizig und ehrlich die Ausnahmekünstlerin war. Sie bleibt unvergessen!

Helga Hahnemann – „Frech wie Rotz“