Karussell zählt neben Karat, City, Puhdys und Electra zu den bedeutendsten und populärsten Rockbands, die aus der DDR hervorgegangen sind. Auf der aktuellen DVD „Ehrlich will ich bleiben“ nehmen sie ihre Fans auf eine einzigartige Zeitreise mit, die bis in die Gegenwart reicht. Die bildgewaltige Biografie einer facettenreichen Band – und nicht zuletzt die Geschichte einer wundervollen Vater-Sohn-Beziehung.
Im April 1976 gründete Keyboarder Wolf-Rüdiger Raschke die Band Karussell. Der Name wurde mit Bedacht gewählt, ist er doch überall auf der Welt leicht verständlich und steht als schlichtes Symbol für Träume, Volksnähe und Kontinuität. Zur Gründerbesetzung mit Reinhard „Oscheck“ Huth ( Gesang), Claus Winter (Bass), Lutz Kirsten (Gesang, Akustik-Gitarre), Bernd Schuhmacher (Saxophon), Wolf Rüdiger Raschke (Keyboard, Bandleader), kamen mit Peter „Cäsar“ Gläser (Gesang und Gitarre) und Jochen Hohl (Schlagzeug und Percussion) zwei wichtige Musiker-Freunde der 1975 verbotenen Renft-Combo hinzu.
Kurt Demmler, der bereits für Renft schrieb, verlieh auch den ersten vier Karussell-Alben seine unverkennbare Handschrift. In seinen Texten spielen – Haltung zeigen, moralische Werte präsentieren, Verantwortung übernehmen – eine entscheidende Rolle. Er konnte lebensnahe Geschichten in poetischen Versen erzählen. Beredtes Zeugnis dafür liefern Songs wie „Entweder oder“, „Fenster zu“, „Ehrlich will ich bleiben“ oder „Wie ein Fischlein unterm Eis“.
Karussell stürmte, ihren Vorgängern nicht unähnlich, auf die vorderen Plätze der DDR-Rundfunk-Charts. Mit einer Mischung aus Folk- und Blues-Power und ihren eingängigen Melodien spielte sich die Band in die Herzen einer ganzen Generation.
Durch steten Wandel immer auf der Höhe der Zeit
In der DVD „Ehrlich will ich bleiben“ hat Wolf-Rüdiger Raschke die acht unterschiedlichen Besetzungen aus 40 Jahren Karussell akribisch aufgelistet, um sich – wenngleich es hier und da künstlerische und andere Differenzen gab – bei allen für den gemeinsamen Weg zu bedanken. Nach dem Personen-Karussell in der ersten Hälfte der 80er Jahre kam 1985 Dirk Michaelis als neuer Sänger und brachte die erfolgreichste Komposition für die Bandgeschichte mit. „Als ich fortging“ avancierte vor allem nach der Wende zu einem der größten Hits des Ostens, der die Gedanken und Gefühle dieser Zeit auf emotionale und unnachahmliche Weise wiedergibt. Mit dem Mauerfall und dem im Frühjahr 1990 erschienen Titel „Marie… die Mauer fällt“ gelang Karussell noch einmal ein Song, der vor allem durch den politisch-visionären Text von Michael Sellin besticht.
Letztendlich traf die Band das gleiche Schicksal, wie viele andere aus der ehemaligen DDR. Die Musikfans ihrer Heimat interessierten sich zunächst für die bislang unerreichbaren Künstler dieser Welt und deren Repertoire und nicht mehr für die eigenen Heroes. Karussell musste sich wie die meisten in diesem Land neu orientieren. Dirk Michaelis arbeitete mutig solistisch weiter, der umtriebige Wolf-Rüdiger Raschke eröffnete ein Hotel, veranstaltete dort kleine Konzerte und bot den sich langsam reformierenden Ost-Bands eine Herberge, wenn sie zwischen Sachsen und MeckPomm auf Tour waren.
„Ganz oder gar nicht” als Motto der Neuformation
Es war die Initiative von Joe Raschke, dem Sohn von Karussell-Gründer Wolf-Rüdiger Raschke, die Band zu neuem Leben zu erwecken. Über den Klavier- und Gesangsunterricht als Kind sowie die Geschichten aus dem Rockerleben seines Vaters infiziert, war er auf dem Weg, selbst Musiker zu werden. Er probierte sich zunächst in eigenen Bands als Schlagzeuger und Gitarrist aus.
2007 war es dann soweit…Vater und Sohn wollten zu zweit die Karussell-Songs wieder auf die Bühne bringen. Ein mitternächtlicher Anruf von Reinhard „Oschek“ Huth sollte dieses Vorhaben beflügeln. Auch er war der Meinung: „Es ist an der Zeit…, Ohren und Herzen sind wieder offen für unsere Songs“. Er unterstützte damit den Start für einen Neubeginn, der zugleich Wolf Rüdiger Raschkes unnachahmliches Engagement charakterisiert: „Ganz oder gar nicht – etwas anderes gibt es nicht“.
So entstand die neue-alte Karussell-Besetzung (siehe Bild), die sich durch künstlerische und menschliche Harmonie auszeichnet. Joe Raschke etablierte sich als charismatisch-sympathischer Frontmann, Keyboarder und Blues-Harp Spieler, der nun neben den erfahrenen Songschreibern Reinhard „Oscheck“ Huth und Jan Kirsten, dem virtuosen Gitarristen Hans Graf , dem exzellenten Schlagzeuger Benno Jähnert und letztlich seinem Vater, dem „Motor“ der Band, auf der Bühne stand. Mit seinen Kompositionen und Texten sorgte er für eine weitere Farbe beim 2011 erschienenen Comeback-Album „Loslassen“. 2014 trat Joe Raschke selbst als Produzent des Dokumentarfilms „Karussell – 4 Tage auf Hiddensee“ in Erscheinung.
Die Band spielt seitdem wieder 60 bis 80 Konzerte pro Jahr, zeigt Präsenz in den Medien und erfreut damit nicht nur alte Fans mit neuen Songs, so dass sich im 40. Jubiläumsjahr das Karussell allgegenwärtig dreht.
Die DVD „Ehrlich will ich bleiben“ dokumentiert diese Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen, ihren künstlerischen und emotionalen Momenten und natürlich anhand der vielen Hits, die hier zu sehen und hören sind – kompetent begleitet und mit viel Hintergrundwissen kommentiert von Joe Raschke persönlich.
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