Er war Schauspieler, Sänger und Schriftsteller. Auf jedem dieser Felder hat er Außergewöhnliches geleistet. Nun ist Manfred Krug im Alter von 79 Jahren gestorben. Wir werfen einen Blick auf das Leben des Menschen und Sängers Manfred Krug.
Text: Ernst Hofacker
Es gibt westdeutsche Stars und solche aus den Neuen Bundesländern. Künstler aber, die auf beiden Seiten der ehemals mitten durch Deutschland verlaufenen Grenze gleichermaßen populär sind, lassen sich indes an einer Hand abzählen. Manfred Krug gehörte dazu. In der einstigen DDR hat er sich bereits in den sechziger Jahren einen Namen gemacht, dazu reüssierte er erfolgreich als Interpret anspruchsvoller und Jazz-infizierter Schlagerware. Nach seiner Ausreise aus Honeckerland Mitte der siebziger Jahre setzte er seine Karriere im Westen nahtlos fort und brachte es auf Anhieb zu einem der beliebtesten TV-Darsteller.
Dabei sieht es zunächst durchaus nicht danach aus, als würde Manfred Krug seine Brötchen als Künstler verdienen. Denn der am 8. Februar 1937 in Duisburg geborene Sohn eines Eisenhütten-Ingenieurs absolviert zunächst eine Lehre als Stahlschmelzer. Erst als er an einer Abendschule das Abitur nachgeholt hat, kann er sich an der Staatlichen Schauspielschule Berlin einschreiben. Zwar bricht er das Studium ohne Abschluss ab, trotzdem schafft er es zum renommierten Berliner Ensemble im Theater am Schiffbauerdamm.
Ab 1956 folgen erste Rollen in Filmproduktionen der DEFA. Schnell wird der große, kräftige junge Mann mit der charakteristischen Narbe auf der Stirn zur ostdeutschen Kino-Institution, Streifen wie „Auf der Sonnenseite“ und „Fünf Patronenhülsen“ machen ihn berühmt. Nebenbei nimmt der Jazz-Liebhaber erste Platten auf, seine mit raubeinigem Charme vorgetragenen Chansons zwischen Schlager, Jazz und Lyrik etablieren ihn denn auch umgehend als Plattenstar, dessen Konzerte zu den Höhepunkten der volkseigenen Kulturszene gehören.
Mitte der siebziger Jahre spricht – trotz gelegentlicher Scharmützel, die sich Krug mit der Zensur liefert – nichts dafür, dass sein Höhenflug enden könnte. Bis Liedermacher Wolf Biermann ausgewiesen wird. Krug solidarisiert sich mit dem Freund, bekommt als Quittung ein Auftrittsverbot und findet sich im Herbst 1977 in der Bundesrepublik wieder. Nach genehmigtem Ausreiseantrag will er mit seiner Familie ein neues Leben im Westen beginnen. Überraschend problemlos fügt er sich in den bundesrepublikanischen Kulturbetrieb ein.
Ab 1978 gibt er in der erfolgreichen Vorabendserie „Auf Achse“ den knorrigen LKW-Fahrer Franz Meersdonk. Mitte der achtziger Jahre schreibt ihm sein ehemaliger WG-Genosse Jurek Becker, mit dem er zeitlebens eng befreundet bleibt, die Rolle des „Liebling Kreuzberg“ auf den Leib. Und ab 1984 ermittelt er gemeinsam mit dem Kollegen Peter Brockmöller als Kommissar Paul Stöver am „Tatort“ in Hamburg. 41 Folgen werden bis 2001 gedreht, Krug wird zeitweise zum dienstältesten Ermittler der Serie. Quasi im Vorbeigehen knackt er mit seinen Autobiografien „Abgehauen“ und „Mein schönes Leben“ auch noch den Buchmarkt.
Wir werden unseren “Liebling” vermissen.
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Einen umfassenden Überblick über sein musikalisches Schaffen in der DDR bietet die 10er Box „Das war nur ein Moment“.
Das Werk von Manfred Krug, der am 08. Februar seinen 80. Geburtstag hätte feiern können, umfasst neben Film vor allem viele beeindruckende Aufnahmen mit ihm als Sänger von Lyrik, Schlager und seiner besonderem Vorliebe, dem Jazz.